… Chharkhabhot nach Ghemi. Ursprünglich wollten wir ja von Chharkhabhot nach Lo Manthang, dem Hauptort des Distrikts oberes Musthang trekken. Im Moment aber ist überall Erntezeit und in Lo Manthang herrscht noch der alte Aberglaube, dass Reisegruppen, die auf der von uns gewünschten Route zwingend Erntefelder passieren müssten, Unglück in Form von Hagel bringen. Hättten wir exorbitante Wegzölle entrichtet, so hätten wir passieren können. Soviel zum Aberglauben in dieser Gegend… Die Route Chharkhabhot – Lo Manthang ist nur im Oktober/November offen, also muss ich eben das nächste Mal später aufbrechen. Da keiner von uns den Weg nach Ghemi kannte, sahen wir uns gezwungen, einen lokalen Führer anzustellen – zu einem kaum akzeptablen Lohn selbstverständlich. Aber so bauernschlau die gebürtigen Tibeter in dieser Gegend sind, wusste Tsering Purba ganz genau, dass er am längeren Hebel sass. Som jedenfalls fand seine Lohnforderungen genauso wie Beat und ich dekadent. Er verlangte 5000 Rupien (Fr. 50.-) pro Tag, Som erhält grosszügigerweise 2000 Rupien pro Tag… Tsering war ein ausgezeichneter, sehr zuvorkommender Führer, der uns oft Tee kochte und Wildgemüse suchte.

Am Aufbruchstag kurz hinter Chharkhabhot. Tsering und ich lesen hier auf tibetischen Gebetsfähnchen, die in tibetischer Schrift bedruckt sind.

Kurz hinter Chharkhabhot: Som, Barbara und Dik Bahadur diskutieren den weiteren Wegverlauf.

Für die Maultiere in der Regel einfacher als für uns: Überquerung eines hochgehenden Flusses. Unser Gepäck ist übrigens bei solchen Aktionen nie nass geworden.

Die wohl unbeliebteste Arbeit unterwegs: Graben eines WC-Loches, Errichten des Toilettenzelts. Hier Dik Bahadur, Subash und Som an der Arbeit.

2. Tag im Aufstieg von Chharkhabhot zum Ghemi La, dem Pass, der den Übergang ins obere Mustang darstellt: Auf diesen mit Felsblöcken durchsetzten Wegen war kein Durchkommen für die hochbeinigen Maultiere, nur für den Menschen. Unsere Tragtiere mussten den Fluss queren und heikle, grasige Querpassagen hinter sich bringen. Tsering hatte diese Stellen unseren beiden Eseltreibern detailliert geschildert und sie waren einverstanden, mit uns zu ziehen. Sie haben die Aufgabe mit Bravour gelöst. Chhettra und Subash hatten einen ausgezeichneten Draht zu ihren Tieren und sie auch respektvoll behandelt – was in Nepal nicht immer der Fall ist.

Blick ins Tal gegen Norden. Geradeaus ginge es nach Lo Manthang, wir mussten hinter der Moräne rechts im Bild nach Osten abzweigen.

Moränensee im Aufstieg zum Ghemi La Pass.

Beinahe endlos der Aufstieg zum Pass. Tsering hatte uns bis zum letzten Lager vor dem Pass begleitet und auch noch den Aufstieg zum Pass erkundet, vor allem den Weg für die Maultiere. Die letzten beiden Tage mussten wir den Weg selber finden, da ihn auch Tsering nicht kannte. Insgesamt waren wir 5 Tage von Chharkhabhot nach Ghemi unterwegs. Die ersten 4 Tage waren wir zwischen 3 und 6 Stunden unterwegs, am 5. deren ganze 12, die letzen beiden Stunden bei Dunkelheit…

Die beiden Maultiere haben sich immer gut verstanden und waren einander oft zärtlich verbunden wie hier im letzten Lager oberhalb Ghemi.

Auf dem Weg nach Ghemi an unserem letzten Tag unterwegs – 15.9.

Nach stundenlangen, flachen Passagen im oberen Teil des Ghemi Kholas (wo der Einfluss des Gletschers auf die Gestaltung der Oberfläche sichtbar war), verengte sich der Fluss allmählich zu einer Schlucht.

Und das hiess: Wir konnten dem Fluss nicht mehr folgen… Anstelle des relativ einfachen Wege wie bis anhin mussten wir eben wohl oder übel noch 2 Pässe überqueren und Schräghang laufen, wie hier im Bild.

Diese Querungen wiederum waren heikel für unsere Maultiere. Zudem mussten wir noch einen Weg für sie durch 2 Felssturzgebiete für sie anlegen. Die Strecke Chharkhabhot – Ghemi ist wirklich nur bedingt maultiertauglich. Im Bild unser Leittier.

Und um 17.30 Uhr dann endlich: Blick frei zum Dorf Ghemi! Nun wussten wir, dass wir es am selben Tag schaffen konnten, das Dorf zu erreichen. Abends um 19.45 Uhr war es dann soweit. Wir hatten es geschafft… Für den Wirt in unserem Hotel (Zimmer mit Dusche/WC!) war klar: Ganz starke Leistung, wenn man bedenkt, dass die Wege (wenn überhaupt welche vorhanden waren…) zwischen Chharkhabhot und Ghemi ausschliesslich für Einheimische angelegt waren… In Ghemi trafen wir nach dreieinhalb Wochen wieder mal auf Touristen…

Unsere Mannschaft am Folgetag am Packen. Dik Bahadur, Sung Chiring, Santosh und Raj Man fuhren mit dem Jeep erst nach Jomsom, mit dem Bus weiter nach Beni und von da per Nachtbus nach Kathmandu. Chhettra und Subash zogen mit den Maultieren wieder nach Chharkhabhot und weiter nach Dunai. Som, Beat und ich wollten noch Lo Manthang besuchen. Mit dem Jeep allerdings… Die Chinesen haben schon vor Jahren eine Strasse von Kagbeni (nördlich von Jomsom) nach Lo Manthang und weiter zur tibetischen Grenze gebaut.

Vom Tal links der Mitte her erreichten wir das Dorf Ghemi (nächstes Bild):

Dank Bewässerungssystemen eine grüne Oase im praktisch vegetationslosen obern Mustung: Ghemi.

Die Strasse oder besser Pist von zwischen Ghemi und Lo Manthang.

Nach den letzten harten Tagen war auch mal wieder Lachen angesagt: Barbara schaut Som in Lo Manthang beim Wäsche waschen zu. Som hatte sich Gummihandschuhe besorgt, da ihm das Wasser auf 4000 m Höhe schlicht und ergreifend zu kalt war…

Ein Teil des Ortes Lo Manthang, karge, aber wunderschöne Landschaft.

Und am 18.9. hiess es dann gen Süden fahren – vorerst nach Jomsom. Unser Fahrer beim Beladen des Jeeps, Busse können auf dier Piste im oberen Mustang nicht verkehren. Neben der Piste existiert von Jomsom her noch über weite Strecken der alte Trekkingpfad.

Die fahrbare Piste fiel oft angsteinflössenderweise gegen den Fluss ab und verlangte vom Jeepfahrer Können und Konzentration. Die Differentialsperre wurde häufig eingeschaltet…

Die eindrücklichen Felsformationen kurz von Chhusang, dem südlichsten Dorf im oberen Mustang.

Beat wieder einmal beim Packen im Hotel Tilicho in Jomsom, wo wir seit Jahren absteigen. Von Jomsom bis nach Pokhara fuhren Som, Beat und ich wiederum mit einem Jeep. Erst wollten wir fliegen, aber für all unser Gepäck hätten wir massiv „excess baggage“ bezahlen müssen und das wäre uns viel zu teuer zu stehen gekommen. Mit dem Jeep braucht man in der Regel 8 bis 9 Stunden bis Pokhara, wir hatten eine Stunde länger, da der unerfahrene Fahrer wirklich unerträglich war – wie eine Dachlast zu befestigen war, war im komplett unbekannt. Beat musste dies erledigen, sehr zu Soms Missfallen, der wieder mal der Meinung war, Nepali wüssten im eigenen Land immer alles besser. Da hat Som sich bitter getäuscht: Nach etwas mehr als einer Stunde Fahrzeit begannen die Gepäckstücke auf dem Dach sich zu bewegen, Som und der Fahrer (Mohan Gurung mit Namen) hatten diese festgezurrt. Danach fixierte Beat die Last und siehe da – alles hielt bis nach Pokhara. Das hat Som ätzende Kritik unsererseits eingetragen… Beat und ich mussten Som in Pokhara auf drastische Art klarmachen, wie fahrlässig der Jeepfahrer gehandelt hatte: Bei einem brüsken Bremsmanöver kann ein Stück der Dachlast sich zu einer Bombe entwickeln. Zudem fuhr der Typ wie ein Henker auf der schnurgeraden Strecke vor Pokhara – Som schlief zu seinem Glück.

Am 21.9. dann kurz vor Kathmandu (welches wir mit einem gemieteten Minibus erreichten): Der übliche Stau…
Morgen vormittag werde ich mich nochmals melden – zum letzten Mal auf diesem Trip, denn am Samstag Morgen müssen Beat und ich leider nach Zürich zurückfliegen.
Ich kehre sicher im April 2018 zurück!